Klimaradtour Ahlen 2025: Sechs Stationen zeigen, wie Klimaschutz vor Ort gelingt

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Wie vielfältig Klimaschutz in Ahlen umgesetzt wird, konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der zweiten Ahlener Klimaradtour hautnah erleben. Gemeinsam hatten die Stabsstelle Klimaschutz und Mobilität sowie die Volkshochschule Ahlen eine rund 30 Kilometer lange Rundtour organisiert. Sechs Stationen führten eindrucksvoll vor Augen, wie unterschiedlich die Ansätze sein können – von erneuerbarer Energie über Hochwasserschutz bis hin zur klimafreundlichen Stadtgestaltung.

Auftakt: Radstation am Bahnhof
Startpunkt war die Radstation Ahlen, die seit kurzem von der Das Dies Service GmbH betrieben wird. Werkstattmeister Lukas Wegrzyn stellte die vielfältigen Serviceangebote vor und beantwortete die Fragen der Radlerinnen und Radler. Nach einer kurzen Einführung durch Tourguide Frank Buntrock von der Stabsstelle Klimaschutz und Mobilität machte sich die Gruppe bei strahlendem Sonnenschein gut gelaunt auf den Weg.

Moderne Kläranlage – Effizienzsteigerung und vierte Reinigungsstufe
An der Kläranlage am Wersedamm begrüßte Thomas Kröger, Leiter des Fachbereichs „Kläranlage und Kanalbetrieb“ der Ahlener Umweltbetriebe, die Gruppe. Er erläuterte die Bedeutung der Anlage, die jährlich rund 4,5 Millionen Kubikmeter Abwasser reinigt.
Besonders spannend: Die Kläranlage ist einer der größten Energieverbraucher der Stadt – mit rund 2,3 Mio. kWh Strombedarf pro Jahr. Schon heute wird ein Teil durch ein Blockheizkraftwerk gedeckt, das Klärgas in Strom und Wärme umwandelt. Seit 2024 ergänzt eine Photovoltaikanlage (99,8 kWp) die Energieversorgung.
Die geplante Modernisierung verfolgt zwei Ziele:
• Mehr Energieeffizienz durch moderne Technik
• Eine vierte Reinigungsstufe, die künftig Medikamentenrückstände und Mikroplastik entfernt.
Damit verbessert sich nicht nur die Wasserqualität, sondern auch die Nachhaltigkeit der Anlage.

Windenergie in Halene – Repowering als Schlüssel
Weiter ging es zum Windpark in der Bauerschaft Halene. Dort berichtete Frank Buntrock über die Entwicklung der Windkraft seit den 1990er-Jahren. Durch Repowering – den Austausch älterer durch leistungsstärkere Anlagen – wächst die Stromproduktion stetig. Gemeinsam mit Photovoltaik-Freiflächenanlagen soll bis 2030 der lokale Strombedarf zu 130 Prozent gedeckt werden.

Herotec/Swisspor – Energieeffizientes Bauen aus Vorhelm
Die nächste Station führte nach Vorhelm-Bahnhof zur Firma Herotec, Teil der Schweizer Swisspor-Gruppe. Hier entstehen innovative Flächenheizungen, die besonders im Sanierungsbereich entscheidend für die Wärmewende sind.
Herotec wurde als „Ökoprofit-Betrieb“ ausgezeichnet – unter anderem für den Einsatz von Photovoltaik, konsequentes Recycling und umweltfreundliche Materialien. Nach der Betriebsführung stärkten sich die Teilnehmenden bei einem Picknick mit fair gehandelten Bio-Produkten, organisiert von VHS-Mitarbeiter Frank Schlösser und der Stabsstelle Klimaschutz und Mobilität.

Hochwasserschutz an der Werse – Lehren aus dem Jahrhunderthochwasser
Ein zentrales Thema des Klimaschutzes ist auch der Umgang mit Extremwetter. Am Hochwasserrückhaltebecken an der Alten Beckumer Straße zeigte Buntrock die umfangreichen Schutzmaßnahmen, die nach dem Hochwasser 2001 umgesetzt wurden.
• Renaturierte Flussabschnitte verlangsamen die Strömung.
• Retentionsflächen geben der Natur Raum, um Wasser aufzunehmen.
• Neue Regenrückhaltebecken werden bei jedem Baugebiet eingeplant.
Wie wirksam diese Maßnahmen sind, zeigte sich beim Starkregen im Dezember 2023: Trotz hoher Pegelstände blieb Ahlen von größeren Schäden verschont.

Dr.-Paul-Rosenbaum-Platz – Klimagerechte Stadtgestaltung
Zum Abschluss besichtigte die Gruppe die große Baustelle im Ahlener Osten: den Dr.-Paul-Rosenbaum-Platz. Auf einer Fläche von 2,3 Hektar entsteht ein moderner Quartiersplatz mit hoher Aufenthaltsqualität und klarer Klimaanpassung:
• 112 neue Bäume und 2.100 Sträucher
• +250 % unversiegelte Flächen
• +92 % Regenwasserrückhalt
Dazu kommen attraktive Elemente wie eine Calisthenics-Anlage und ein Wasserspiel mit 8 Meter hoher Fontäne. Aus einem ehemaligen Parkplatz wird so ein lebendiger, klimaresilienter Stadtplatz.

Fazit: Jede Minute lohnenswert
Nach fünf Stunden, sechs Stationen und 30 Kilometern auf dem Rad waren sich die Teilnehmenden einig: Die Tour war ein voller Erfolg. „Jede Minute hat sich gelohnt“, lautete das einhellige Fazit und der Wunsch nach einer Neuauflage im kommenden Jahr wurde deutlich.

 


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