Radtour führte zu guten Beispielen für Klimaschutz

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Gleich drei spannende Stationen steuerten kürzlich die Teilnehmer der ersten Ahlener Klimaradtour an. Gemeinsam hatten die Stabstelle Klimaschutz und Mobilität und die Volkshochschule Ahlen eine 35 Kilometer lange Rundfahrt ausgearbeitet. Hochwasserschutz, alternative Torfherstellung und Windenergie waren die Themen der Bereisung.

Nach kurzer Einführung durch Tourguide Frank Buntrock von der Stabsstelle Klimaschutz und Mobilität startete die Gruppe mit fast 20 Teilnehmern bei schönstem Sonnenschein und gut gelaunt an der Radstation Richtung Werse. 

An mehreren Stationen erläuterte Gerrit Hegemann, Gruppenleiter Strategische Konzepte und Planung bei den Ahlener Umweltbetrieben, die umfangreichen Maßnahmen zum Hochwasserschutz an der Werse. Erste Station war der tiefst gelegene Punkt in der Zechensiedlung „Kolonie“ am Kreisverkehr Eckelshof/Humboldtstraße. „Schwere persönliche Schicksale“ hat Gerrit Hegelmann 2001 hier beim Jahrhunderthochwasser erlebt. Noch heute ist an manchen Häusern die Wasserkante in Höhe der Fensterbänke zu erkennen. 

Inzwischen hat die Stadt Ahlen in großem Maße aufgerüstet. Die Teilnehmer waren davon beeindruckt, wie umfangreich die Werse renaturiert wurde, um ihre Fließgeschwindigkeit zu reduzieren. Weite Retentionsflächen, auf denen man die Natur gewähren lässt, bieten heute Überflutungsschutz. Klaudia Froede, Leiterin der Stabsstelle Klimaschutz und Mobilität, spricht von „gelungenen und wirksamen Maßnahmen im Hochwasserschutz, um sich den Klimafolgen in Ahlen anzupassen.“

Die Aufgabe bleibt indes aktuell. „So planen wir mit jedem Neubaugebiet auch Regenrückhaltebecken, die inzwischen vielerorts entstanden sind“, beschrieb Hegemann, was zwischenzeitlich alles passiert ist und künftig umgesetzt wird. Heftige Regenschauer im Dezember haben gezeigt, dass die Stadt erfolgreich gehandelt hat. Am zweiten Weihnachtstag 2023 berührte das Wasser an der Weststraße bereits die Brücke. „Ohne die Hochwasserschutzmaßnahmen hätte die Stadt unter Wasser gestanden“, mutmaßt Hegemann

Bei einem kleinen Picknick mit nachhaltigen und fairen Bioprodukten im Stadtpark versorgte VHS-Mitarbeiter Frank Schlösser die Radler mit einer Kostprobe „Viva con Agua“ und nutzte die Gelegenheit, für das Netzwerk „Wasser für alle – alle für Wasser”, zu werben. Weiter ging es auf den größten Streckenabschnitt durch die Münsterländer Parklandschaft nach Borbein. Interessiert verfolgten die Teilnehmer auf dem Hof Schroer bei der Besichtigung des Betriebes SteenFOS die Ausführungen von Betriebsleiter Michael Huster.

SteenFOS stellt aus Laub, Gülle und Gärresten rein organische Substrate her, die Torf ersetzen können. „Alles was wir nutzen, gibt die Natur freiwillig her“, erklärte Huster begeistert Verfahren und Vorzüge von „CleverHumus“. Im Freizeitgartenbau soll bis 2026 auf Torfeinsatz zugunsten des Klimas verzichtet werden. „Das Endprodukt „CleverHumus“ hat bessere Eigenschaften als Komposterde“, erklärte Huster. Dies sei unter wissenschaftlicher Begleitung an der Hochschule Osnabrück mit Bundesfördermitteln nachgewiesen worden. Die Teilnehmenden konnten sich auch mit der Nase davon überzeugen, dass „CleverHumus“ nicht mehr den unangenehmen Geruch seiner Ausgangsstoffe enthält. Dies liege an den aktiven Kohlenstoffen des Laubes, die den Geruch neutralisieren.

Letzte Station war der Hof Breloh in der Bauerschaft Halene. Exemplarisch besuchten die Radfahrer eine schon 2011 errichtete Windkraftanlage, die bis heute viele Millionen Kilowattstunden erneuerbare Energien in das Stromnetz eingespeist hat. Landwirt Georg Breloh gab Einblicke in die Entwicklung der Windkraft, die seit ungefähr Mitte der 1990er-Jahre in Ahlen gewonnen werde. Seitdem sind die Windkraftanlagen immer größer und leistungsfähiger geworden. Ihr Ausbau schreitet immer weiter voran und alte Anlagen werden aufgerüstet. Ebenso wachsen die Investitionen.  Ein Windrad kostet heute etwa 10 Millionen Euro. „Schwierige Rahmenbedingungen am Finanz- und Energiemarkt seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine und fehlende Speicher- und Durchleitungsmöglichkeiten für Strom haben heute großen Einfluss auf Investitionsentscheidungen der Windkraftanlagenbetreiber“, beschreibt Breloh die aktuelle Situation. 

35 Kilometer bei strahlendem Sonnenschein und ein fünfstündiger Mix aus entspannter Radtour, interessantem Expertenwissen und kulinarischen Genüssen waren den Teilnehmern der Radtour nicht zu lang. „Jede Minute hat sich gelohnt“, so das Fazit aus der Runde, die sich gerne eine Neuauflage der Tour wünschen würde.


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